Ein Tourbericht aus der Presse: Quellennachweis: Passauer Land  Das Magazin für Urlaub in Niederbayern 2016 (Seite 34-39) 


Topographie des Rottals lässt Biker-Herzen höher schlagen


ELDORADO FÜR MOUNTAINBIKER

Es ist früh morgens, als wir mit unseren Mountainbikes in Bad Griesbach am Stadtplatz stehen. Die wunderbare Altstadt, inmitten der „Bayerischen Toskana“ gelegen, ist noch in leichten Nebel gehüllt. Wir treffen uns mit Reiner Weyrauther, einem ausgebildeten Bike-Guide, der regelmäßig mit einer Gruppe leidenschaftlicher Biker im Rottal unterwegs ist. Der 47-jährige Naturliebhaber hat ein weitverzweigtes Wegenetz erschlossen, auf dem passionierte Mountainbiker voll auf ihre Kosten kommen. Über 80 Mountainbike-Touren quer durch die Landkreise Passau und Rottal-Inn hat Reiner Weyrauther bereits auf Herz und Nieren getestet und mit zahlreichen Zusatzinformationen auf seiner Homepage eingepflegt. „Die Touren kann sich jeder Interessierte kostenlos auf meiner Website www.rottal-total.de herunterladen“, bestätigt er. Auch wir haben uns die Strecke, die wir gleich fahren wollen auf unser Smartphone oder GPS-Empfangsgerät geladen. Schließlich sei eine gute Vorbereitung für eine Mountainbike-Tour sehr wichtig, hat uns Reiner Weyrauther schon im Vorfeld erzählt. Die Strecke ist 28,7 Kilometer lang und besitzt Anstiege von 649 Höhenmetern. Die Fahrzeit beträgt in etwa zwei Stunden und der Offroad-Bereich liegt bei 83 Prozent, erfuhren wir bereits auf der Website von Rottal-Total. Für die heutige Tour versichert uns der gebürtige Unterfranke, dass in spätestens einer halben Stunde die Sonne scheinen wird. Mittlerweile trudeln weitere Mitfahrer am Stadtplatz ein. Männer und Frauen aller Altersklassen präsentieren sich in voller Mountainbike-Montur. Jeder trägt neben Helm, Bikebrille und Handschuhen auch das WildBike-Trikot mit dem markanten Hirschg‘weih auf der Brust. Eine bunte Truppe schart sich um Reiner Weyrauther zum Sicherheitscheck. „Man muss bei den Touren sehr stark auf die Sicherheit achten, schließlich bewegen sich unsere beiden Wegenetze „WildBike“ und „TransRottal“ die meiste Zeit über abseits der Zivilisation auf Feld- oder Waldwegen. Da ist eine gute Vorsorge äußerst wichtig“, verrät der leidenschaftliche Ausdauersportler kurz vor unserem Start. Zudem seien bei Unfällen oder Pannen Handy, Pannenset, ein Ersatzschlauch oder eine Latexmilch, eine Erste-Hilfe-Ausrüstung, Luftpumpe, Multitools und andere Werkzeuge von Nöten. „Wenn wir in Gruppen fahren, teilen wir uns die Ausrüstung, bis auf Müsliriegel und ausreichend Getränken, auf. So muss nicht jeder alle Gegenstände im Rucksack herumfahren“, erklärt Ingrid. Die 52-Jährige Bad Griesbacherin fährt diese Touren bereits seit einigen Jahren mit. Nun gibt Reiner Weyrauther das Kommando. Wir fahren los in Richtung Schlossberg. Es geht steil bergab. Die ersten Meter sind leicht zu bewältigen. Wir lassen die Friedhofskirche Sankt Michael hinter uns und fahren in Richtung Schloss Griesbach, welches 1075 das erste Mal urkundlich erwähnt wurde und heute eine Außenstelle des Finanzamtes Passau beherbergt. Auch in den Leithen ist das Fahren noch recht bequem. Unsere Mountainbikes rollen mühelos auf dem Asphalt. Kurz vorm Golfodrom, ab der Ortschaft Grieskirchen geht es dann los mit der Offroad-Strecke. Jetzt erfahren wir, warum es so wichtig ist, sein Bike zu kennen um es in schwierigeren Situationen richtig im Griff zu haben. Da es in der letzten Nacht geregnet hat, bergen die nassen Waldböden und ihre Wurzeln eine zusätzliche Herausforderung, aber auch Spaß pur. Wir spüren nun am eigenen Leib, dass das Mountainbiken größere Konzentration fordert, als eine ruhige Sonntagsradtour an Donau- oder Innradweg. Aber es bedeutet Abenteuer im Einklang mit der herrlichen Natur des Rottals. Reiner Weyrauther beschreibt eine Touren sehr treffend als „Kombination aus Natur, Sport, Kultur, Abenteuer und Heimatverbundenheit“. Für unsere Gruppe gilt es nun den langgezogenen Kiesweg, hinauf zum Golfodrom-Holzhäuser zu bezwingen. Die Anstrengung treibt uns schon die ersten Schweißperlen auf die Stirn. Auch die Sonne ist mittlerweile zu unserem Begleiter geworden. Sie erleuchtet den Wald um uns herum in prächtigen, satten Farben. Angekommen am Golfplatz bietet sich ein herrlicher Ausblick auf den saftig grünen Rasen. Doch das GPS-Gerät führt uns weiter. Das Bayerische Bäderdreieck hat schließlich mehr zu bieten als Golfplätze, Thermen und Flüsse. Wir nehmen den so genannten „6er-Weg“. „Dieser ist gespickt mit Wurzel- und Felspassagen, Singletrails und vielem mehr“, so der Ausdauersportler. Für uns geht es nun bergauf und bergab in Richtung  Sankt Salvator, immer auf Wald- und Feldwegen. Ein wunderbares Offroad-Erlebnis. Dabei erklärt Reiner Weyrauther, wie wichtig es ihm sei, auf die Wildtiere Rücksicht zu nehmen. „Das erarbeitete Tourennetz erstreckt sich nur über geeignete Wege. Wenn Leute querfeldein durch den Wald pfeifen, nachts fahren oder an den Futterkrippen der Tiere vorbeiheizen, hört sich in meinen Augen der Spaß auf. Der Wald und die Natur gehören schließlich nicht nur uns Menschen“, so der 47-Jährige Outdoor-Fan. Wir treten weiterhin kräftig in die Pedale. Schon nach wenigen Kilometern erreichen wir die Luisenburg. Dies ist eine imposante Felsformation aus Quarzkonglomeraten, einem Sedimentgestein. „Der Fels diente den Kelten wohl als Kult- und Opferstätte. In den vergangen Jahren haben hier Einrad-Meisterschaften stattgefunden“, erzählt Reiner Weyrauther. Davon zeugen noch einige Hindernisse, wie eine Hühnerleiter oder ein Holzsteg, die den Fahrspaß beim Biken zusätzlich steigern. Schon bald erreichen wir die geschichtsträchtige Klosterkirche von Sankt Salvator. Hier haben wir den Scheitelpunkt unserer Tour erreicht. Es geht  wieder zurück in Richtung Bad Griesbach, dazu müssen wir die Straße überqueren. Ein paar Autos zwingen uns zum Absteigen. Albert, ein dunkelhaariger, geselliger Bayer erzählt, wie sehr ihn die Offroad-Trails in seiner Heimat reizen. Im nächsten Waldstück hat er Reiner Weyrauther kennen gelernt. „Das war vor 5 Jahren. Ich war mit dem  Fahrrad zum Schwammerl suchen unterwegs und Reiner mit seinem Mountainbike. Wir sind ins Reden gekommen. Seitdem fahren wir regelmäßig in der Gruppe“, lacht der 51-Jährige. Nach dem kurzen Plausch geht es über Wurzelpassagen bergauf zum „Hohlen Stein“. Dieser diente in der Steinzeit als Wohnhöhle. Gleich darunter beginnt eine rasante Abfahrt mit zahlreichen Wurzeln und Steinen. Ein paar mutige springen über größere Felsen. Der Regen der letzten Nacht beschert uns „Natur-Fango“ pur. Es geht durch Schlamm und Wasserlacken. Reiner Weyrauther bringt die neue Erfahrung auf den Punkt: „Die erste Pfütze tut noch weh, aber dann macht es sehr viel Spaß, sobald man richtig „obaz‘d is“. Mountainbiker sind ja nicht aus Zucker“. Es geht nun rasant bergab. Wir müssen uns konzentrieren um nicht weg zu rutschen. Unten angekommen legen wir eine kurze Pause ein und sind schlichtweg begeistert von der Tour. Bisher konnten wir die Herausforderung bestens meistern. Simone, eine Friseurmeisterin aus der Hamburger Gegend, ist über Facebook auf Rottal-Total und die gemeinsamen Touren aufmerksam geworden. Sie ist schon einige Trans-Alp-Touren gefahren und vom Rottal mit seinen Strecken sehr angetan. „Es ist ein anderes Fahren als in den Alpen und vom Fahrtechnik-Level her natürlich etwas einfacher. Die vielen kurzen Anstiege sind aber wesentlich kräftezehrender als ein langer“, erklärt die 32-Jährige. Sie kommt nach einem Wellnessaufenthalt vor fünf Jahren regelmäßig ins Rottal. „Hier kann ich mich beim Biken ein paar Stunden austoben und vom Alltagsstress abschalten. Danach stärke ich mich gerne im Biergarten mit einer kühlen Radler und einer bayerischen Brotzeit. Den Abend lasse ich dann in der Therme ausklingen. Das ist Urlaubsspaß pur“. Reiner Weyrauther hat in sein Streckennetz mehr als 150 hervorragende Gasthäuser und Unterkünfte mit eingezeichnet. So kann man sich von zu Hause aus im Internet bereits informieren, wo man eine Pause einlegen möchte. Doch bis zur Einkehr müssen wir nochmal richtig in die Pedale treten. Unsere Pause ist zu Ende und wir machen uns auf in Richtung Köpfstadt. Auf dem langen Anstieg sind die Oberschenkel- und Wadenmuskeln wieder in vollem Einsatz. Die Mühen haben sich gelohnt. Uns wird ein wunderbares Panorama der Rottaler Hügellandschaft geboten. Das GPS führt uns weiter, durch eine Siedlung, bis zum Naturerlebnispfad. Nach dem Erreichen des Geldfelsens und der Holzkugel, die den höchsten Punkt unserer Tour bildet, geht es über Wurzel-Trails wieder rasant bergab. Die frische Waldluft braust um unsere Ohren. Das Gefühl weit weg von der Hektik des Alltags zu sein stellt sich ein. Stille und Ruhe des Waldes werden nur durch fröhliches Vogelgezwitscher und die Stollen unserer Mountainbikes unterbrochen. Am Ende des Wurzeltrails wird es nochmal schweißtreibend. Es geht bis zum Erreichen der „Waldpension“ bergauf. In dem idyllisch am Waldrand gelegenen Biergarten belohnen wir uns für die Anstrengungen der Tour mit einer Brotzeit in geselliger Runde. Susanne, eine 39-jährige Bad Griesbacherin, fährt seit 2011 regelmäßig in der Gruppe mit. Sie erzählt von den Ladies-Touren. „Reiner plant unsere Ausflüge und darf als einziger Mann mitfahren. Bei den Mädels-Touren sind alleine die Gespräche schon anders, als bei den Gemischten. Auch die Einkehr im Gasthaus (mind. 3 Stationen) wird schon vor dem Start festgelegt und dauert meist ein bisschen länger, als mit den Männern“, lacht die Personal-Trainerin. Die Termine für die gemeinsamen Ausfahrten finden Interessierte übrigens auf Facebook unter Rottal-Total. Die Teilnehmerliste ist stets bunt gemischt. Besonders freut die Wild-Biker, dass auch immer mehr Teenager zusammen mit ihren Eltern am Start sind, lässt uns Reiner Weyrauther wissen. Vom Gasthaus im Steinkart aus, bis zu unserem Ausgangspunkt, dem Stadtplatz von Bad Griesbach ist es ein Katzensprung. Geschafft, aber begeistert von der Natur des Rottals und der Offroad-Strecke kommen wir an. Abschließend erklärt Reiner: „Die eingepflegten Strecken sind nach Regionen und Standorten sortiert. Zum einen die WildBike-Tour, ein Rundkurs mit 250 Kilometern und 5250 Höhenmetern. Dieser führt durch zehn Gemeinden. Und zum anderen die TransRottal-Tour“. Die Wegenetze von Rottal-Total umfassen insgesamt 100 Touren mit einer Gesamtlänge von über 3000 Kilometern. Dabei gibt es sogenannte Shorttracks mit weniger als 20 Kilometern und Langstrecken mit bis zu 80 Kilometern, die an einem Tag zurückgelegt werden können. Auch MehrTages-Touren werden auf der Website des Augenoptikermeisters vorgestellt und gratis zum Download freigegeben. „Beim Erstellen des Streckennetzes war es mir wichtig, größten Teils Offroad fahren zu können. Denn jeder Meter Asphalt ist ein Meter Asphalt zu viel“, bekräftigt der Bike-Guide. Er hat tausende Kilometer und unzählige Höhenmeter zurückgelegt und im Anschluss die Streckenführungen am Computer bearbeitet. Diese Mühen haben sich definitiv gelohnt, egal ob für Einheimische oder Urlauber.